Verkehrsbeeinflussung und – information in Nordrhein – Westfalen

Verkehrsbeeinflussung und – information in Nordrhein – Westfalen, Vortrag von Herrn Dr. Hanno Bäumer, Landesbetrieb Straßenbau NRW vom 26.06.2012

Am 26.06. referierte Herr Dr. Hanno Bäumer vom Landesbetrieb Straßenbau NRWzum Thema

"Verkehrsbeeinflussung und – information in Nordrhein – Westfalen."

Der Referent stellte das aktuelle Projekt: „Landes – Verkehrszentrale“  vor. Hierzu erläuterte er zunächst die aktuelle Organisationsstruktur der Landesstraßenbauverwaltung. Der Landesbetrieb Straßenbau ist gemäß § 14 a Landesorganisationsgesetz ein rechtlich unselbständiger Teil der Landesverwaltung.

Im Bereich Verkehrsbeeinflussung verteilen sich die Zuständigkeiten in Nordrhein-Westfalen auf

5 Verkehrsbehörden für Autobahnen bei den 5 Bezirksregierungen

2 Verkehrsleitzentralen bei den Bezirksregierungen Köln und Arnsberg

2 Verkehrsrechnerzentralen in Recklinghausen und Leverkusen

4 Niederlassungen sowie

die Abteilung Telematik im Betriebssitz des Landesbetriebs

Um den Anforderung an ein wirksames und effizientes Verkehrsmanagement gerecht zu werden, besteht Bedarf nach einer stärkeren Bündelung. Im Jahre 2009 beschloss die damalige Landesregierung deshalb als Ergebnis einer Machbarkeitsstudie die Einrichtung einer landeseinheitlichen Verkehrszentrale, die beim Landesbetrieb Straßenbau abgesiedelt werden sollte.

 Als Standort der Verkehrszentrale wurde das Gelände der Autobahnmeisterei Leverkusen ausgewählt. Für die Auswahl des Standortes haben zum einen technische Aspekte, wie zum Beispiel die Anschlussmöglichkeit an das Lichtwellenleiter – Netz des Bundes sowie die Verfügbarkeit des Baugrundes ohne zusätzliche Grunderwerbskosten gesprochen. Zu anderen ist ein wesentlicher Teil des Personals, das zukünftig in der Verkehrszentrale arbeiten wird, im Großraum  Köln beheimatet. Die Betriebsaufnahme des Erstbetriebes ist bereits für das  1. Quartal 2013 vorgesehen.

 Anschließend gab Herr Dr. Bäumer einen Überblick über die bereits vorhandene telematische Infrastruktur sowie die geplanten Erweiterungen:

Im BAB – Netz in Nordrhein – Westfalen sind vorhanden:

21 Streckenbeeinflussungsanlagen.

Diese generieren automatisch Stauwarnungen, warnen vor witterungsbedingten Gefahren, und vermindern über eine variable Höchstgeschwindigkeitsregelung und temporäre Lkw - Überholverbote die Zusammenbruchswahrscheinlichkeit des Verkehrs. Sie erfahren bei den Verkehrsteilnehmern eine hohe Akzeptanz, da die Steuerung erkennbar situationsangepasst ist.

67 dynamische Informationstafel, mit denen die Verkehrsteilnehmer auf Staus sowie auf mögliche Alternativroute – sofern vorhanden – hingewiesen werden können. Ziel ist die bestmögliche Ausnutzung der Straßenkapazität durch Umlenkung des Verkehrs auf Alternativrouten. Aufgrund der hohen Anzahl an Anzeigen und Anzeigemöglichkeiten soll der Betrieb dieser Anlagen nach Ansicht von Herrn Dr. Bäumer zukünftig verstärkt automatisch in Abhängigkeit von den erfassten Verkehrsdaten erfolgen.

 

97 Anlagen zur  Zuflussregelung an Einfahrten, durch die der Verkehrsfluss auf der Hauptfahrbahn verbessert und die Unfallzahlen in diesen Bereichen verringert werden. Trotz der nachgewiesenen positiven Wirkungen kommt es bei Inbetriebnahme neuer Anlage immer wieder zu anfänglichen Beschwerden seitens der Autofahrer, die in der Regel aber nach relativ kurzer Zeit wieder zurückgenommen werden.

 Partielle Seitenstreifenfreigabe:

Diese ist für insgesamt 50 Richtungskilometer vorgesehen und setzt voraus, dass der Seitenstreifen wie ein Fahrstreifen befahrbar sein muss. darüber hinaus ist eine laufende Videobeobachtung und eine Geschwindigkeitsbeschränkung während der Freigabezeit erforderlich.

Als Ergebnis haben sich z.B. auf der A 57 deutlich weniger Geschwindigkeitseinbrüche ereignet. Bislang sind in Nordrhein-Westfalen in vielen Fällen Seitenstreifen dauerhaft als Fahrstreifen ummarkiert worden. Die Frage, ob dauerhafte oder temporäre Seitenstreifenfreigabe vorteilhafter ist, hängt nach Ansicht von Herrn Dr. Bäumer von den örtlichen Gegebenheiten ab und kann nicht pauschal beantwortet werden. Streckenabschnitte, die mehr die Charakteristik einer Stadtautobahn besitzen, eignen sich eher für eine dauerhafte Ummarkierung als schnelle Reisestrecken (z. B: A 3). Für die Umsetzung weiterer Maßnahmen stellt zunehmend die Tragfähigkeit der Brückenbauwerke einen begrenzenden Faktor dar.

 Kameras:

Derzeit existieren 28 Webcams an 14 Standorten, es sollen weitere hinzukommen.

Mit ihnen sollen auch neue Verfahren, z.B. Video Streams, und Videodetektion zur Verkehrsdaten - und Störfallerfassung erprobt werden.

 Messstellen

Zur Verkehrsdatenerfassung sind 2.500 Messstellen vorhanden.

Eine Ausweitung der Verkehrserfassung – u.a. auch auf wichtige Strecken des nachgeordneten Netzes – könnte durch die Einbeziehung weiterer Datenquellen erfolgen (z.B. durch Auswertung von LZA – Daten).

 

Ergänzend werden künftig möglicherweise die Floating Car Data von Navigationsgeräten oder Mobilfunkanbietern in die Verkehrsdatenerfassung einfließen. Denkbar ist auch die Einbeziehung von Fahrzeugdaten, die per Car2X- Kommunikation übermittelt werden. Diese Technik befindet sich aber derzeit noch in der Entwicklung.

 

Ein wesentliches künftiges Arbeitsfeld der Verkehrszentrale ist die Datenpflege und Erweiterung des einheitlichen verkehrsträgerübergreifenden Verkehrsinformationsportals http://vip.nrw.de. Dieses soll sowohl der allgemeinen Information der Öffentlichkeit als auch als Fachportal für die Verantwortlichen dienen. Die Qualität der Verkehrsinformationen soll verbessert und nicht nur über dieses Portal, sondern auch über andere Netzwerke und Rundfunkanstalten verbreitet werden.

Als Content – Provider sind neben Straßen NRW auch Mobil im Rheinland, Ruhrpilot sowie entsprechende Einrichtungen anderer Bundesländer vorgesehen. Die aufbereiteten Daten werden von VIP.NRW und anderen Betreibern als Service – Provider den Verkehrsteilnehmern zur Verfügung gestellt.

 

Die zum Vortrag gezeigten Präsentationsfolien finden Sie im Download- Bereich.