Der kleine Bus, der immer kann … der Hopper als Qualitätssprung im ÖPNV - On-Demand-Mobility in der Modellregion FrankfurtRheinMain

Online-Vortrag von Herrn Herr Dipl.-Geogr. Andreas Maatz, Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach

Am 29.09.2020 referierte Herr Andreas Maatz, Geschäftsführer der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach mbH (kvgOF) in einem wiederum gut besuchten Online-Vortrag zum Thema 
„Der Hopper als Qualitätssprung im ÖPNV - On-Demand-Mobility in der Modellregion FrankfurtRheinMain“.
Herr Maatz, Dipl.Geogr. Jahrgang 1962, arbeitete von 1991 -2002  für verschiedene private Planungsbüros und war von 2002 – 2006 für Mobilität und Verkehr bei der FIFA WM 2006 verantwortlich. Von 2007 – 2010 war er in Wien in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2010 ist er Geschäftsführer der kvgOF.
Ende Juni 2019 startete die Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach mbH (kvgOF) ein Pilotprojekt mit dem einprägsamen Namen „Hopper“. Ziel war es, ein Angebot ohne festen Fahrplan und Linienweg und eine nachfragegerechte Bedienung in Echtzeit zu schaffen. Das Angebot sollte per Smartphone-App angefordert und gebucht werden und wichtige Kern- und Abrechnungsdaten beinhalten. Das Vorhaben wurde auf mehrere zeitliche und räumliche Phasen im Landkreis angelegt, um die jeweiligen Erkenntnisse in die nächsten Umsetzungsschritte einbringen zu können.
Der  Referent berichtete zunächst  von den Marketing-Aktivitäten, die darauf zielten, mit  einem „hippen“ Auftritt vor allem ein junges  Publikum anzusprechen, und Begeisterung zu  wecken, daher rührt  auch das etwas provokative Motto.
Der  Landkreis Offenbach ist mit 354.000 EW und einer Besiedlungsdichte von 1.000 EW/ Km2 durchaus städtisch strukturiert. Der  Nahverkehrsplan 2016 sah  für den Regionalbusverkehr schnellere Direktverbindungen zwischen den Zentren und eine teilweise Aufgabe  der Feinerschließung vor, die von einem neuen System übernommen  werden sollte. Die bisher verkehrenden Anruf-Sammeltaxi-Linien waren kaum  noch  nachgefragt und sollten daher aufgegeben und  durch  das neue System ersetzt werden. Die Zubringerdienste zum Bahnhof Hanau Hbf sollten aber erhalten bleiben.
Zur Evaluation des Systems wurde die Bedienung zunächst auf ein Teilgebiet mit  45.000 EW („Ostkreis“ mit  den Gemeinden  Hainburg, Seligenstadt  und  Mainhausen) beschränkt.
Es stehen 6+1  Fz., davon  4 elektrische „London-Taxis“ LEVc (eHopper) und  3  Mercedes „Vito“ mit einem ansprechenden „hippen“ Erscheinungsbild zur Verfügung. Die Bedienung findet statt von 05.30 – 01.30 Uhr an allen Wochentagen. Gerade im Abend(Freizeit-) verkehr müssen jedoch auch Fahrten aus Kapazitätsmangel abgelehnt werden. Es werden 1.000 echte (Bushaltestellen) und virtuelle Haltestellen angefahren, wobei die Haltestellen an „Points of interest“ besondere „Hopper“- Beschilderungen erhalten haben. Besondere Anforderungen an die virtuellen Haltestellen hat die Genehmigungsbehörde nicht  gestellt.
Bei Bedarf wird auch bis vor die Haustür gefahren.
Die Fahrpreise betrugen bis zur Einführung des einheitlichen RMV On-Demand-Tarifs 1,60.-€ zzgl.1.-€ Komfortzuschlag. Ab dem 3. bzw. 7. Kilometer (Zeitkarteninhaber) wird ein zusätzlicher Kilometertarif von 0,2.-€ pro Kilometer erhoben. Die Mehrbepreisung von längeren Fahrten soll zum einen eine Konkurrenzierung des Regionalbusverkehrs vermeiden, zum  anderen sind die gewünschten „Pooling-Effekte“ bei längeren Strecken nachweislich geringer (Ausnahme sind die Fahrten zum  Bahnhof Hanau), wodurch die Wirtschaftlichkeit des Systems leiden würde. Die  Fahrleistung teilt  sich auf in  281.000 Besetzt-Km, 238.000 aktive Leer-Km und 33.000 sonstige Leer-Km.
Die Hopper-App wurde 8.000 mal heruntergeladen und dient sowohl zur Fahrtanforderung als auch zur  Bezahlung mit PayPal. Für die nicht Smartphone-affine Kundschaft ist auch eine Registrierung und Fahrtbuchung am Telefon möglich, die Kunden erhalten sodann eine Karte mit Telefonnummer und ihrer persönlichen ID. Die Abrechnung erfolgt  über die hinterlegte Bankverbindung. Im Ergebnis befördert das System also nur registrierte  Nutzer.
Genehmigt wurde das System als Linienverkehr nach § 42 PBefG
In den ersten 12  Betriebsmonaten erhielt  das System 68.000 Buchungen, die monatliche Zahl lag vor Corona  bei 7.000, fiel während  des Lockdowns auf 2.500 und hat  sich mittlerweile beinahe wieder  auf altem  Niveau  eingependelt. Der mittlere Besetzungsgrad beträgt 2,7 Personen, die mittlere Reiseweite 5-6 Km, diese entspricht der Länge einer Innerortsfahrt.
Von den befragten Kund(inn)en sind 1/3 frühere ASt-Kunden, aber auch 35 % Pkw-Nutzer, von denen einige erklärt haben, ausschließlich den Hopper, keinesfalls aber den herkömmlichen  Busverkehr nutzen zu  wollen.
Bei den Fahrzwecken überwiegt mit 56% eindeutig der Freizeitverkehr, gefolgt vom Berufsverkehr mit  22%. Hier besteht eine größere Nachfrage nach  Vorausbuchungen, die jedoch nur mit einem zeitlichen  Vorlauf  von lediglich  90 Min. bedient werden können. Die Weiterempfehlungsquote der befragten Kund(inn)en beträgt 98%!
Das bisherige Partnerunternehmen im ASt-Verkehr hat diesen insgesamt aufgegeben  und sich auch  nicht  am Hopper-Verkehr beteiligt. Im Vergleich zu der Hopper-Bedienung ist das Taxi jedoch z.T. flexibler, z.B. kann der Algorithmus Fahrtbuchungen für mehrere  Personen für eine gemeinsame Heimfahrt nicht erkennen, jede Person muss die Fahrt einzeln anfordern.
Insgesamt sind die inzwischen vorliegenden Erfahrungen sowohl von Kunden- als auch von Mitarbeiterseite eindeutig positiv, so dass  die kvgOF im nächsten Schritt  die Ausweitung der Bedienung auf das weitere Teilgebiet Mitte-Nord des Kreisgebietes anstrebt.
Es ist  jedoch auch längerfristig  nicht  zu erwarten, dass ein On-Demand-System dieser Qualität  dauerhaft ohne mehrjährige erhebliche Zuschüsse von Dritter  Seite  betrieben  werden kann. 

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