Am 28.05. referierte Herr Dirk Heidler, Abteilungsleiter Planung Verkehrsanlagen bei der Ruhrbahn GmbH und Projektleiter City – Bahn zum Thema „CITYBAHN Essen – von der Idee zur Realisierung“.
Herr Heidler ist seit 2012 bei der Ruhrbahn bzw. deren Vorgängerunternehmen tätig und war mit der Erarbeitung des Nahverkehrsplans beauftragt. Nachdem die Idee einer neuen oberirdischen Straßenbahnstrecke durch die Innenstadt schon seit über 30 Jahren diskutiert und von einer nicht schienenfreundlichen Politik wiederholt verworfen worden war, gelang mit der Aufnahme einer „Bahnhofstangente“ im Jahr 2016 und der City-Bahn 2017 endlich ein planerischer Durchbruch.
Die Betriebsaufnahme ist nunmehr für das Jahr 2026 vorgesehen. Essen ist mittlerweile wieder eine wachsende Stadt mit 590.000 Ew. Der Verkehrsentwicklungsplan sieht einen Modal-Split-Anteil des ÖPNV von 25% (derzeit 19%) vor. Zudem konnte mit dem Angebot einer neuen Straßenbahnlinie der Rechtsstreit um Diesel-Fahrverbote mit der Deutschen Umwelthilfe beigelegt werden. Das heutige Stadt- und Straßenbahnnetz verläuft in der Innenstadt komplett im Tunnel. Angebotsausweitungen sind auf diesem Netz nicht mehr möglich.
Die Trasse der CITYBAHN ist über fünf Kilometer lang und verläuft oberirdisch zwischen den Haltestellen “Bocholder Straße”, „Bergmühle“ und „Betriebshof Stadtmitte“. Sie verknüpft den neu entstehenden Stadtteil ESSEN 51.(ehem.Krupp-Gelände) sowie das Südost-Viertel und Huttrop mit der Innenstadt und schafft darüber hinaus eine Verbindung von West nach Ost mit insgesamt elf Haltestellen.
Sie erhält 5 Unterwerke sowie 40 Weichen. Es werden 6 neue Fahrzeuge von 40 m Länge benötigt. Doppeltraktionen sollen in Essen nicht mehr gefahren werden, die z.T. beengten Platzverhältnisse ermöglichen häufig keinen barrierefreien Ausbau der hierfür zu verlängernden Haltestellen.
Vorgesehenes Betriebskonzept:
- Linie 101: Borbeck - Stadtquartier ESSEN 51. - Berliner Platz - Hauptbahnhof - Rellinghausen.
- Linie 105: Frintrop - Berthold-Beitz-Boulevard Hauptbahnhof - Steele.
- Linie 108: Bergeborbeck - Stadtquartier ESSEN 51. -Berthold-Beitz-Boulevard - Hauptbahnhof - Betriebshof Stadtmitte. Diese Linie befährt somit die komplette oberirdische Neubaustrecke.
Die Reisezeit aus dem neuen Stadtquartier Essen 51. zum Hauptbahnhof wird unter 8,5 Minuten liegen. Möglich wird dies durch eine kreuzungsfreie Unterführung der B224 /Hans-Böckler-Straße. Diese Straße wird ebenfalls ausgebaut und erheblich verbreitert. Eine oberirdische Querung hätte für die Straßenbahn eine Wartezeit von etwa 2-3 Min. pro Richtung bedeutet, was bei dem vorgesehenen 5-Minuten-Takt den Einsatz von Zusatzkursen bedeutet hätte. Gegenüber einem Tunnel bedeutet eine einfache Unterführung eine vereinfachte preiswertere Bauweise. Mit der unterirdischen Streckenführung wird das Straßenbahnprojekt zudem vom Baufortschritt des Straßenausbaus unabhängig. Zum Erhalt der Förderwürdigkeit musste die Unterführung nach den nach wie vor gültigen Stadtbahnrichtlinien des Landes NRW ausgelegt werden (Regelspur, Fahrzeugbreite 2,65m), obwohl die Strecke Teil des Meterspurnetztes ist, welches auch nicht mehr umgestellt werden soll.
Für die Planfeststellung günstig ist die Lage vorwiegend an öffentlichen Gebäuden und innerstädtischen Freiflächen und nur wenigen privaten betroffenen. Die Projektentwickler legten ihrerseits viel Wert auf eine hochwertige Einbindung der Straßenbahn in ihr Quartier.
Dementsprechend wurde der Straßenraum neu gestaltet, und zwar auch dort, wo bereits Straßenbahnen verkehren (Haus-Berge-Straße) .
Am Hauptbahnhof entsteht eine Umweltachse im Straßenzug Hachestraße/Hollestraße, die nur von Bussen, Bahnen und Fahrrädern befahren werden darf. Die Bahnsteigüberdachung bilden Tulpenfiguren aus dünnem Edelstahl, die den Blick auf die denkmalgeschützte Gebäudereihe nicht verstellen. Zudem sollten auf die darunterliegende Verteilerebene des U-Bahnhofs keine zu großen Lasten aufgetragen werden.
Gemeinsam mit einem Streckenabschnitt im Bereich Zeche Amalie, der aus schwarzem Schotter bestehen wird, wird hier an die Vergangenheit der Kohle- und Stahl Stadt Essen erinnert. An dieser Haltestelle entsteht ein offener Platz mit Shared-Space Funktion, wobei der verbleibende Autoverkehr untergeordnet sein wird.
Ansonsten wird die Straßenbahn zumeist in Mittellage auf einem begrünten Mittelstreifen geführt. Auf allen Streckenabschnitten werden sich die Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr deutlich verbessern. Im ersten Streckenabschnitt mussten allerdings 50 Bäume gefällt werden, es gelang aber, 21 weitere Bäume zu verpflanzen und somit zu erhalten. Auf den seitlichen Grünstreifen wird es auch entsprechende Ersatzpflanzungen geben.
Politisch herrscht nach jahrelangen Auseinandersetzungen inzwischen Einstimmigkeit in der Unterstützung des Projekts, obwohl die Baukosten inzwischen von ursprünglich geplanten 95 Mio.-€ auf 160 Mio.-€ angestiegen sind. NRW-weit stellt die CITYBAHN derzeit das einzige größere Straßenbahnprojekt dar, so dass es auch von Landesseite größtmögliche Unterstützung erhält
Link: https://www.citybahn-essen.de/