Am 22.05.2012 referierte Herr Dipl.Ing. Stadtbaudirektor Klaus Lorenz, Stabsstellenleiter des Amtes für Verkehrsmanagement der Landeshauptstadt Düsseldorf zum Thema „Neue Mobilität auf dem Vormarsch, Integration neuer Verkehrsformen in den ÖPNV“.
Das Thema „Multimodalität“ und das veränderte Mobilitätsverhalten vor allem jüngerer Menschen beherrscht derzeit die aktuellen verkehrspolitischen Diskussionen. Dabei gehen die ersten Ansätze zu einer Verknüpfung der Verkehrsarten bis in die 1950`er Jahre zurück:
Zu dieser Zeit wurden bereits die ersten „Park and Ride“ – Anlagen errichtet, insbesondere in den Regionen, die bereits eine gemeindenübergreifende Regionalplanung betrieben (Hannover, Hamburg..). Im Großraum Düsseldorf wie in ganz NRW konnten die Umlandgemeinden von Großstädten nur selten für die Errichtung von P+R – Anlagen für Berufspendler gewonnen werden. Als in den 1980`er Jahren der Bau von P+R – Anlagen auch in NRW forciert wurde, standen die hierfür geeigneten Flächen häufig nicht mehr zur Verfügung. Mit den derzeit bestehenden Anlagen hält Herr Lorenz die Entwicklung für weitestgehend abgeschlossen. Die Ansätze der 90-er Jahre für „Innovative P&R-Servicestationen“ (so z.B. das VRR-Konzept) haben sich als nicht finanzierbar und wirtschjaftlich trgfähig erwiesen.
„Bike and Ride“, die Fahrt mit dem Fahrrad zum Bahnhof, hatte es eigentlich zu allen Zeiten gegeben, es war jedoch mangels baulicher Investitionen nicht in den Blickpunkt der Verkehrsplanung geraten. Auch dies hat sich seit den 1980`er Jahren geändert, in dem S – Bahn – Stationen und zum Teil auch Haltestellen de kommunalen ÖV mit Fahrrad – Abstellanlagen bis hin zu abschließbaren Fahrradboxen ausgerüstet wurden. Hier sieht Herr Lorenz weiterhin einen steigenden Bedarf, vor allem, wenn für diese Fahrten künftig vermehrt Pedelecs eingesetzt werden.
Auch für die Fahrradmitnahme im ÖPNV sieht Herr Lorenz angesichts der zu erwartenden Zunahme des Radverkehrs insgesamt noch erhöhten Ausbaubedarf, wobei jedoch die Fahrzeuggrößen und konkurrierende Ansprüche anderer Fahrgäste limitierend wirken. Ziel sollte es sein, die Fahrradmitnahme in den Züge durch Mietfahrräder an den Stationen zu ersetzen..
Anschlusstaxen zu ÖPNV – Fahrten haben sich bewährt und sind mittlerweile relativ flächendeckend eingeführt.
Car Sharing entstand etwa in der Mitte der 1990`er Jahre zunächst als Nischenprojekt engagierter Bürger und Vereine. Im zweiten Ausbauschritt kamen sodann Kooperationen mit den örtlichen Verkehrsunternehmen zustande, welche die Vereine bei der Abwicklung des Geschäfts unterstützten, Vorzugskonditionen für ÖPNV - Zeitkarteninhaber vereinbarten oder die Organisation gleich komplett übernahmen.
Ab 2005 traten mit einigen Mineralölkonzernen erstmals überregionale Großanbieter in den Markt ein, wobei einige Angebote allerdings nicht über einen Marketing – Versuch hinauskamen. Das Angebot „Flinkster“ der DB AG war dagegen bereits als dauerhafte Ergänzung des SPV – Angebotes ausgelegt.
Seit 2012 bieten nunmehr auch Pkw – Hersteller Car - Sharing – Lösungen an, wobei das Angebot zunächst probehalber auf Großstädte wie u.a. Berlin, Hamburg und Düsseldorf ausgelegt ist. Haupt – Einsatzbereiche und Standorte sind vor allem die Innenstädte und dort vor allem gründerzeitliche Stadtquartiere mit hohem Parkdruck. Alle Anbieter sind um Kooperation mit dem örtlichen ÖPNV – Unternehmen bemüht.
Nach Auffassung von Herrn Lorenz sind damit wesentliche Schritte getan. Car Sharing auszubauen und zu einem vollständigen Verkehrssystem zu entwickeln und in den ÖPNV zu integrieren.
Mietfahrräder werden in Düsseldorf ebenfalls von mehreren Organisationen angeboten. Nach einer Probezeit hat man sich hier doch letztlich gegen ein freies Abstellen der Räder im öffentlichen Verkehrsraum und für eine Lösung mit festen Entleihstationen entschieden.
Mittlerweile fast landesweit flächendeckend wird das kommunale Pendlerportal „Mitpendler NRW“ angeboten, welches seit 2008 durch den VRR koordiniert wird. Die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten / Pendlerfahrgemeinschaften hat damit ebenfalls die Integration in den ÖPNV erreicht, obwohl anfänglich seitens der ÖV - Anbieter Bedenken gegen eine Einbeziehung von Pkw – Verkehren in die Produktpalette bestanden hatten. Der Referent führte hier anhand von Berechnungsbeispielen vor, welche enormen Einsparungen ein Privathaushalt erzielen könnte, in dem regelmäßige Berufspendelfahrten durch eine Mitfahrt oder Mitnahme ersetzt würde, wobei sogar lediglich die Kraftstoffkosten und Stellplatzmieten in Ansatz gebracht worden waren. Würde die Mehrzahl der 490.000 Berufspendler nach Düsseldorf an diesem Angebot teilnehmen, ergäben sich Einsparungen und damit Kaufkraftgewinne in zweistelliger Millionenhöhe pro Jahr. Eine Kosten – Nutzen - Rechnung analog zu dem bei Bauprojekten angewandten Berechungsverfahren erbrachte einen extrem positiven Nutzen-Kosten-Wert von ca. 303.000.
Aus dieser Vielzahl ergänzender Angebote multimodaler Mobilität ergeben sich für die klassischen ÖPNV – Anbieter zusätzliche Herausforderungen: Zunächst muss der ÖPNV insgesamt qualitativ aufgewertet werden um seiner Aufgabe, die Basis – Mobilität in Städten zu bilden auch gerecht werden zu können. Hierzu gehörten vor allem ein behinderungsfreier zügiger Betriebsablauf und eine umfassende Fahrgastinformation auch in Störfällen.
Darüber hinaus müssen die neuen Angebote der multimodalen Mobilität von den ÖPNV - Unternehmen vermarktet und kommuniziert, sowie ein einheitliches Tarifangebot für multimodale Mobilität erstellt werden
Hierzu ist in Düsseldorf mit dem „Mobil - in - Düsseldorf – Ticket“ ein erster Ansatz vorhanden. Das Ticket bietet zu einem Monatspreis von 74,90 € neben dem Monats – Zeitfahrausweis der VRR – Preisstufe A täglich 4 Stunden kostenfreie Mietfahrrad – Nutzung und monatlich 90 Minuten Nutzung des Car Sharings. Wichtig wird sein, dass Integrierte Ticketangebot auszuweiten auf das etablierte Ticketsortiment wie z.B. Jobticket und Semesterticket.
In der anschließenden Diskussion fanden die Pionierleistungen, die die Stadt Düsseldorf auf dem Gebiet der multimodalen Mobilität erbracht hat, sehr viel Anklang.
Die zum Vortrag gezeigten Präsentationsfolien finden Sie im Downloadbereich