Hybridbusse und mehr - der ganzheitliche Ansatz der Stadtwerke Krefeld zur Elektromobilität

Besuch der DVWG BV Rhein Ruhr bei der SWK Mobil GmbH

Am 31.05 besuchte die BV Rhein Ruhr den Betriebshof der SWK Mobil GmbH in Krefeld. Herr Dipl. Ing. Burkhard Kuphal, Prokurist und Leiter der  Instandhaltung Fahrzeuge , Infrastruktur, informierte uns hierbei in einem hochinteressanten Vortrag über das Projekt „Hybridbusse und mehr - der ganzheitliche Ansatz der Stadtwerke Krefeld zur Elektromobilität“. Die SWK Mobil GmbH ist über ihre Aufgaben im ÖPNV hinaus zuständig für die Instandhaltung sämtlicher 900 Fahrzeuge aller Art des Gesamtkonzerns Stadtwerke Krefeld AG.

Der Ansatz zur  Einführung der Elektromobilität umfasst daher 4 Fahrzeugkategorien der unterschiedlichsten Art: Straßenbahn, Hybridbusse, Elektro – Pkw und Abfall – Sammelfahrzeuge in Hybrid – Technik. Darüber hinaus beinhaltet das Konzept die Leitthemen Energiereinsparung aber auch Sauberkeit und Immissionsreduzierung, welche als Marketing – Instrumente auch zur Gewinnung zusätzlicher ÖPNV – Kunden dienen sollen.

 

Elektromobilität ist in Krefeld natürlich zu allererst geprägt durch den bestehenden bewährten Straßenbahnbetrieb, der gerade erst durch die Neubeschaffung von 19 Niederflur – Zweirichtungs – Gelenktriebwagen der Hersteller Bombardier und Vossloh / Kiepe  eine deutliche Modernisierung erfahren hat. Die neuen Fahrzeuge zeichnen sich u.a. aus durch ein erheblich vermindertes Fahrgeräusch insbesondere in engen Kurven. Dies wird erreicht durch Kurvenschmierungs – bzw. Schienenkopfbehandlungsanlagen, welche wahlweise in dem mittigen Laufgestell untergebracht werden können. Das neuentwickelte Schienenkopfpflegemittel ist von der TAB zugelassen worden. Es glättet die Schienenkopfoberfläche ohne dabei die Haftung zu beeinträchtigen. Die Beschaffung einer zweiten Fahrzeugserie steht an.

 

Bei der Erprobung von Hybridbussen beteiligt sich die SWK Mobil an einem Versuch in Regie des Verkehrsverbundes Rhein – Ruhr. Hierbei wurden für Verbundunternehmen mit unterschiedlichen Einsatzgebieten insgesamt 21 Fahrzeuge von 5 Herstellern beschafft. Die wissenschaftliche Begleitung obliegt dabei der TH Aachen. Ziel des Versuchs ist es, für die jeweiligen Verbundunternehmen das bestgeeignete unter den angebotenen Fahrzeugen unter objektiven Kriterien zu ermitteln. Die Fahrzeuge werden im regulären Linienbetrieb eingesetzt, so dass von vornherein eine hohe Verfügbarkeit gefordert ist. Die Messergebnisse, insb. die Verbrauchsdaten werden täglich an die zentrale Plattform des Bundes gemeldet.

 

Die SWK Mobil hat zunächst 4 Niederflur – Gelenkbusse MB – Citaro mit serieller Hybridtechnik beschafft. Sie verfügen über einen 4,6 l – Dieselmotor mit 160 Kw Leistung im Vergleich zu üblichen Motorisierungen von 12 l und 240 Kw. Hinzu kommt der Generator mit einer Leistung von 190 Kw. Die Leistung der vier radnahen Elektromotoren an den Achsen 2 und 3 beträgt jeweils 80 Kw, das Maximale Drehmoment liegt bei 810 Nm. Die Lithium – Ionen – Batterie erbringt ein Gewicht von 350 Kg. Hier hat schon eine deutliche Gewichtsreduzierung stattgefunden. Auch der  Gewichtsunterschied des Gesamtfahrzeuges im Vergleich zu konventionellen Dieselbussen ist mittlerweile erheblich geringer geworden, beträgt jedoch insgesmt immer noch mehr als 1 t.

Die Fahrzeuge werden auf den Linien 051 und 057 eingesetzt, auf denen ein hohes Fahrgastaufkommen besteht bei zugleich kurzen Haltestellenabständen.

Eine hohe Rückspeisequote kann jedoch nur bei vorausschauender Fahrweise, d.h. Vermeidung abrupten und scharfen Bremsens erreicht werden. Hier ist nach wie vor Aufklärungsarbeit bei den Fahrern gefragt.

Betrieblich wird angestrebt etwa 50% der Betriebszeit im rein elektrischen Betrieb abzuwickeln. Insbesondere das An- und Abfahren von Haltestellen könnte – GPS – gesteuert - regelmäßig abgasfrei erfolgen, ein Nutzen, der unmittelbar den Fahrgästen zugute kommt. Etwa  2/3 der Haltestellen im Liniennetz der SWK Mobil kämen für dieses Verfahren in Frage.

Im Ergebnis werden als Folge der anstehenden Änderungen an den Fahrzeugen nennenswerte Ersparnisse im Verbrauchsverhalten eintreten.

 

Mit der Beschaffung von Elektro – Pkw für den unternehmensinternen Gebrauch möchte das Unternehmen die Komponenten erproben, die für eine weitere Verbreitung individueller Elektromobilität entwickelt und optimiert werden müssen, insbesondere öffentliche Ladestationen, Kupplungen sowie Registrierungs – und Bezahlsysteme. Es kommen zwei Pkw – Kastenwagen des Typs Fiat Fiorino zum Einsatz, die von mobilen Reinigungsteams benutzt werden. Diese bestehen aus 2 Mitarbeitern, die die Haltestellen anfahren. Der Beifahrer reinigt ggfs. die Bahn, während der Fahrer die Haltestelle reinigt. Anschließend fährt dieser der Bahn hinterher und nimmt den Beifahrer wieder auf. Das Qualitätsmerkmal „Sauberkeit“ wird den Fahrgästen auf diese Weise doppelt vermittelt.

 

Bestellt aber noch nicht im Einsatz sind 4 Faun – Abfallsammelfahrzeuge in Hybrid – Technik. Die Anschaffung ist um etwa 50%  teurer als bei normalen Müllfahrzeugen und wird durch das BMV gefördert. Die technische Besonderheit dieser Fahrzeuge besteht in der rein elektrischen Auslegung aller Nebenantriebe (Ladevorrichtung, Presse), was zu einer Lärmreduzierung von 70% gegenüber der herkömmlichen Technik führt. Der Fahrmotor wird nur für die Fahrten zum Einsatzgebiet und zur Entladestelle benötigt, während der Ladefahrten kommt ein zusätzlicher 2 l – Pkw – Dieselmotor zum Einsatz, der für die Stromversorgung der Nebenaggregate und die Ladefahrt ohne weiteres ausreicht. Die gewonnene Bremsenergie wird hier in einen Supercap – Kondensator geleitet, der für die Aufnahme der zahlreichen kurzen Bremsvorgänge bis zum Stillstand besonders geeignet ist. Wenn alle vier Fahrzeuge ausgeliefert sind, werden sie die innerstädtischen Routen abdecken.

 

Im Anschluss an den Vortrag konnten wir die Zentralwerkstatt mit den neuen Dach – Arbeitsständen für die Niederflurbahnen besichtigen. Zum Abschluss demonstrierte uns der neue Betriebleiter, Herr Dipl. Ing. Stefan Fuchs auf einer kurzen Stadtfahrt, dass der Hybridbus im alltäglichen Stadtverkehr auch über einen größeren Streckenabschnitt rein elektrisch gefahren werden kann.

Die anlässlich des Vortrages gezeigten Präsentationsfolien finden Sie im Downloadbereich.