Exkursion und Sommerfest am Flughafen Düsseldorf

Vortrag und Besichtigung der U81 - Baustelle und des Sky-Train Betriebshofs

Unsere diesjährige Exkursion mit anschließendem Sommerfest führte uns diesmal zum Flughafen Düsseldorf zur Baustelle der neuen Stadtbahnlinie U81 und zum Betriebshof des Sky-Train.

Herr Ueter vom Amt für Tunnel- und Stadtbahnbau erläuterte zunächst anhand einer ausführlichen Präsentation den aktuellen Baufortschritt auf dem Bauabschnitt 1 Freiligrathplatz – Flughafen Terminal.

Das seit etwa 30 Jahren geplante Gesamtprojekt einer nördlichen Stadtbahn-Querverbindung umfasst zudem eine Verbindung Messe – Lörick mit einer neu zu bauenden Rheinquerung und Anschluss an die linksrheinischen Stadtbahnstrecken (2.BA), die Verbindung Flughafen Terminal – Flughafenbahnhof (3.BA), sowie die Verlängerung von dort nach Ratingen West (4.BA).

Die Fertigstellung von Rohbau und Gleisbau der Flughafenanbindung soll Ende 2023 abgeschlossen sein, die Inbetriebnahme ist für das 2. Quartal 2025 vorgesehen. Die Gesamtkosten, die ursprünglich mit 256 Mio.-€ angesetzt waren, haben sich im Verlauf des Projekts auf 336 Mio.-€ erhöht.

Die Neubaustrecke des 1. BA zweigt hinter der Haltestelle Freiligrathplatz über ein mittiges Rampenbauwerk von der Bestandsstrecke der U79 ab. Die anschließende Brücke über den Nordstern und die A 44 wurde im sogenannten Taktschiebeverfahren errichtet. Diese den Verkehrsablauf auf den darunter liegenden Straßen nur wenig beeinträchtigenden Bauweise war trotz Kurvenverlaufs der Brücke möglich, weil für das gesamte Bauwerk ein einheitlicher Radius festgelegt worden war.

Im Vorfeld des Rohbaus waren die Ver- und Entsorgungsleitungen aus dem Baufeld herausverlegt worden. Die Tunnelrampe, das Tunnelbauwerk und der U-Bahnhof werden in offener Bauweise gefertigt. Die Baugrube wird durch Schlitz- und Trägerbohlwände gegen nachrutschendes Erdreich und eintretendes Grundwasser geschützt.

Die Anpassung der Gleisanlage im Bereich der Lilienthalstraße hatte zu Nachbarbeschwerden und verwaltungsgerichtlichen Verfahren geführt. Wegen der möglichen Lärmbelastung während der Nachtarbeiten wurden den betroffenen Anwohnern Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels angeboten.

Zwischen Brücke und U-Bahnhof entstand ein 182 Meter langer Damm mit einer Querschnittsbreite von 10 bis 12 Metern. Das Bauwerk des U-Bahnhofes hat eine Länge von 182 Metern und befindet sich unter der Ankunftsebene einer zukünftigen Erweiterung des Terminalgebäudes. Die Station erhält einen Mittelbahnsteig von 90 Metern Länge für 3- Wagen-Züge.

Die U81 ermöglicht künftig umsteigefreie Fahrten vom Flughafen in die Innenstadt (Königsallee / Altstadt) und zur Messe.

Bei einem anschließenden Spaziergang vom Baubüro zum Flughafenterminal konnten wir die aktuellen Bauzustände besichtigen und feststellen, dass bereits ein bedeutender Teil der Gleisbauarbeiten erledigt war.

Anschließend stand der Sky-Train auf dem Programm, der seit 20 Jahren das Flughafen-Terminal mit dem neuen Flughafen-Fernbahnhof verbindet. Das automatische System ist baugleich mit der H-Bahn in Dortmund, mit der der Sky-Train sich auch die Betriebsleitungen teilt. Betreiber ist die Flughafengesellschaft, die jedoch Betrieb und Unterhalt der Anlage auf die Herstellerfirma übertragen hat. Es verkehren zu Spitzenzeiten 5 Züge in Doppeltraktion. Die Betriebszeit dauert von 03.45 Uhr bis 0.45 Uhr, die Leitstelle ist jedoch rund um die Uhr besetzt, um die täglichen Wartungsarbeiten an der Strecke während der Betriebsruhe koordinieren zu können.

Wir fuhren in Begleitung des Betriebsleiters, Herrn Groß mit einer Sonderfahrt über die gesamte Strecke von der Station Terminal C bis zum Fernbahnhof und anschließend in den Betriebshof. Vor die Einfahrt in das Gebäude muss zunächst der autonome Fahrmodus verlassen und das Fahrzeug in die Handsteuerung übergeben werden. Da die Gleisanlage im Betriebshof nicht stromführend ist, war vor der Einfahrt eine externe Stromversorgung  über Kabel anzuschließen.

In der Wagenhalle befand sich ein Fahrzeug in der Hauptuntersuchung und war vollständig zerlegt. Die zweite Fahrzeugeinheit der im Betrieb dauerhaft gekoppelten Doppeltraktionen war über einen Hubboden in die darunter liegende Werkstatt abgelassen worden. Alle notwendigen Arbeiten des Systems können somit vor Ort erledigt werden.

Die Leitstelle überwacht den automatischen Betrieb und steuert bei Bedarf zusätzliche Fahrzeuge ein und aus. Der Betrieb liefert ein umfangreiches Protokoll mit etwa 150.000 Einträgen pro Tag. Zudem werden die Fahrzeuge und Stationen videoüberwacht um Störungen schnell lokalisieren zu können. Weitere Videokameras befinden sich entlang des Fahrweges an den Stellen, an denen Konflikte mit Straßenfahrzeugen oder anderen Arbeiten entstehen könnten.

Insgesamt war der Betriebsleiter mit der mittlerweile erreichten Zuverlässigkeit des Systems sehr zufrieden. Auch wenn der Hersteller das System seit längerer Zeit nicht mehr am Markt anbietet, dürfte ein langjährig zuverlässiger Betrieb und auch eine technologische Weiterentwicklung insbesondere im Bereich der Steuerung zunächst gesichert sein. Fahrgerüst und Fahrzeuge lassen bei sorgfältiger Wartung weiterhin eine hohe Verfügbarkeit erwarten, die sich nicht von aktuell angebotenen Bahnsystemen unterscheidet.

Den Abschluss unserer Veranstaltung bildete wieder ein gemeinsames Abendessen in einem Flughafen-Restaurant mit Blick auf das Vorfeld.

 

Bewertung:

Mit der U81 wird das inzwischen durchaus ansprechende Schienenverkehrsangebot am Düsseldorfer Flughafen um eine weitere Variante bereichert, die bei Fahrten in die Innenstadt und zur Messe kein Umsteigen mehr erfordert. Zudem wird eine Anbindung des Flughafens an die Stadtbahn Düsseldorf-Duisburg wieder hergestellt, die bis zum 2. Weltkrieg schon einmal bestanden hatte.

Die Abfertigungsgebäude des Flughafens waren nach dem Krieg von der Westseite Lohausen auf die Unterrather Seite verlegt worden. Ein Anschluss der neuen Terminals an den Schienenverkehr insbesondere den Stadt-/ Straßenbahnverkehr hielt man lange Zeit für nicht mehr zeitgemäß, obwohl sich neben der nunmehr realisierten U81 auch eine Anbindung an die heutigen Linien 705 / 707 über die Kalkumer Straße angeboten hätte. Erst 1975 wurde ein S-Bahn-Anschluss über die heutige Station Flughafen Terminal hergestellt. Der Fernbahnhof an der an der Ostseite des Flughafens gelegenen Hauptstrecke Düsseldorf Duisburg entstand dagegen erst in den 1990` er Jahren und erforderte zusätzlich den Bau des Sky-Trains. Überlegungen, die Verbindung Terminal- Fernbahnhof von vornherein als reguläre Stadtbahn auszubilden und auf das Sondersystem Sky-Train zu verzichten, konnten sich letztlich aus verschiedensten Gründen nicht durchsetzen, so dass nach der Entscheidung zugunsten des Sky-Trains auf diesem Abschnitt auch keine Stadtbahntrasse mehr freigehalten wurde. Wenn dieser Streckenteil nun nachträglich  doch noch realisiert werden soll, wird dies einen erheblichen baulichen Aufwand erfordern. Mit der Fertigstellung des Bauabschnitts 1 wird vorläufig das verwirrende Schienenverkehrsangebot mit 2 Bahnhöfen um eine weitere Variante erweitert. Die Entwicklung der Fahrgastzahlen bleibt abzuwarten, vorläufig ist lediglich ein 10 – 20 – Min.-Takt geplant. Über den Erfolg letztlich entscheiden werden dagegen die geplanten weiteren Bauabschnitte, die der neuen Linie zusätzliche Verknüpfungspunkte ermöglichen und damit für die Netzbildung des Schienenverkehrs im Raum Düsseldorf einen wertvollen Beitrag leisten können.

Weitere Links:

https://www.duesseldorf.de/amt-fuer-bruecken-tunnel-und-stadtbahnbau/stadtbahnbau/stadtbahnstrecke-u81

https://h-bahn.info/streckennetz-skytrain/

Ein Video unserer Fahrt mit dem Sky-Train finden Sie auf Facebook:

https://www.facebook.com/PRO.BAHN.NRW/videos/817960159994735