Endlich konnten wir nach langer Corona-Unterbrechung auch wieder eine Veranstaltung in Präsenz durchführen. Bereits im letzten Jahr hatten wir eine Exkursion zu den Themen neue Schwebebahn und Batterie-Obus geplant, die wir nun nachgeholt haben.
Wir starteten am Düsseldorfer Hauptbahnhof mit der S28 über die neu eröffnete Verlängerungsstrecke nach Wuppertal-Vohwinkel. Leider ist die Strecke derzeit wegen eines Hangrutsches als Folge der Starkregenereignisse auf einem langen Streckenabschnitt zwischen Erkrath Nord und Mettmann-Stadtwald nur eingleisig befahrbar. Während der Fahrt erläuterte Sebastian Belz die Trassierung und Betriebsverhältnisse auf dem Neubauabschnitt sowie die Besonderheiten der derzeit bis zur Elektrifizierung vorübergehend eingesetzten "Integral"-Züge.
In der Schwebebahnwerkstatt Vohwinkel stellte Herr Dr. Christian Kindinger, Betriebsleiter Schwebebahn, den aktuellen Stand bei der Sanierung der Schwebebahn vor. In jüngster Zeit hatte es zweimal längere Betriebsunterbrechungen wegen Abrissen der Stromschienen gegeben, welche daraufhin noch stärker befestigt und mit Auffangvorrichtungen versehen wurden.
Die erhöhte Abnutzung der Radreifen und als Folge davon auch ein Verschleiß der Fahrschiene konnte durch eine Neubeschaffung von 300 Rädern mit neuer Profilierung gestoppt werden, dagegen stehen bei den Wagenkästen weitere Grundsanierungen insbesondere bei den Dachverklebungen an. Dabei muss allerdings auf die Fristen zur 1. Hauptuntersuchung geachtet werden, die für die zuerst gelieferten Fahrzeuge bereits fällig werden.
Die Betriebsunterbrechungen wurden allerdings auch genutzt um das neue Betriebssytem ETCS Level 2 nunmehr erfolgreich in den Regelbetrieb zu übernehmen.
Bis 2022 soll zudem die Höchstgeschwindigkeit mit Hilfe eines ETCS-gestützten Fahrprogramms wieder auf 60 Km/h heraufgesetzt werden, so dass künftig auch der in der ursprünglichen Planung vorgesehene 2-Minuten-Takt gefahren werden kann. Schließlich ist auch ein Neubau der Wagenhalle Vohwinkel mit vergrößertem Werkstattbereich geplant der ab 2028 beginnen soll. Insgesamt wird dann die Kompletterneuerug des Systems Schwebebahn über 35 (!) Jahre gedauert haben.
Im Anschluss an diesen Vortrag fuhren wir mit einem Batterie-Obus Solaris Trollino 18 der neuesten Serienlieferung der SWS abwechselnd unter Fahrdraht und batteriebetrieben nach Solingen zur Endhaltestelle Abteiweg der BOB-Linie 695. Unterwegs erläuterte uns Herr Conrad Troullier, Geschäftsführer des Verkehrsbetriebs, das Forschungsprojekt zur Netzsteuerung in Zusammenarbeit mit der Bergischen Universität und weiteren Partnern.
Die derzeit laufende Beschaffung von Solaris-Kiepe Gelenk-Batterie-Obussen dient zunächst zur Ablösung der mittlerweile 25 Jahre alten Berkhof AT 18. Anschließend sind auch Solo-Busse vorgesehen, die auf bisherigen Dieselbus-Linien zum Einsatz kommen werden. Das dichte Fahrdrahtnetz in der Innenstadt kann dann von nahezu allen Buslinien zur Batterieladung während der Fahrt ("in Motion Charging, IMC") genutzt werden, mit dem Ergebnis eines tatsächlich 100 % elektrischen ÖPNV! Herr Troullier berichtete darüber hinaus von konkreten Planfeststellungsverfahren für Batterie-Obusse in Berlin, Leipzig und Marburg. Die allgemeine reflexartige Ablehnung neuer Fahrdrahtanlagen in Deutschland scheint angesichts der eindeutigen Vorteile des Systems BOB im Vergleich zu reinen Batterie- oder Wasserstoffantrieben allmählich zu schwinden.
Der Nachmittag endete mit einem Spaziergang durch die historische Altstadt von Solingen Gräfrath und dem traditionellen gemeinsamen Abendessen.
Die BV Rhein-Ruhr-Westfalen bedankt sich recht herzlich bei unseren Gastgebern und Referenten.
Die Präsentation von Hern Dr. Kindinger, WSW finden Sie hier.