Elektromobilität in NRW

Vortrag von Herrn Dipl.Wirtsch.Ing. Marco Albrecht, Energieagentur NRW

Am 24.09.2013 referierte Herr Dipl. Wirt.-Ing.Marco Albrecht, Projektleiter „Modellregion Elektromobilität Rhein – Ruhr“ bei der Energieagentur NRW zum Thema „Elektromobilität, Stand der Projekte und Aktivitäten“.

Herr Albrecht ist Absolvent des Studiums Wirtschaftsingenieurwesen , Fachrichtung Fahrzeugtechnik und Automobilwirtschaft, an der Westfälischen Hochschule.

Seit 2003 arbeitete er bei der TÜV NORD Mobilität GmbH. In  2005 übernahm er dort die Leitung des EU-Projekts „IDELSY“ (Initiative for Diagnosis of Electronic Systems in Motor Vehicles for PTI).. Ab 2006 leitete er den Bereich Marketing & Vertrieb beim dortigen Institut für Fahrzeugtechnik & Mobilität. Für die Task Force „Elektromobilität“ der TÜV NORD Gruppe war Herr Albrecht seit 2009 zuständig.

Er ist seit 2010 Mitarbeiter der ee energy engineers GmbH, Gelsenkirchen und bei der Energieagentur NRW. Als Projektmanager in der Projektleitstelle Modellregion Elektromobilität Rhein-Ruhr ist er verantwortlich für die Betreuung aller Projekte. Er initiiert und koordiniert neue Projekte mit Industrie- und Hochschulpartnern, hält Kontakt zu Landes-, Bundesorganisationen und –ministerien. Des Weiteren ist er Mitglied der ressort-übergreifenden „Arbeitsgruppe Elektromobilität“ der Landesregierung NRW. Das Projekt Modellregion Elektromobilität Rhein-Ruhr wird von 3 MA in der Projektleitstelle betreut, deren Stellen jeweils zu 50% von Bund und Land gefördert werden. Es endet mit Ablauf des Jahres 2015.

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)  begann im Jahre 2009 unter dem Label „Modellregion für Elektromobilität“ mit der Projektförderung. Seit Ende 2011 befindet sich das Programm in seiner zweiten Phase. Im Rahmen dieser Projekte werden Fahrzeuge, Infrastruktur und Geschäftsmodelle erprobt. Um den Aufbau einer Infrastruktur und die Verankerung der Elektromobilität im Alltag voranzubringen, steht im Zentrum der Gedanke einer nachhaltigen Mobilität für unsere Gesellschaft.

In Nordrhein-Westfalen wird das Bundesprogramm u.a. mit der Modellregion Elektromobilität Rhein-Ruhr umgesetzt. Hier können Einzelprojekte in einer ersten großräumigen Modellregionen erprobt werden. Von 2009 bis 2011 wurden acht Projekte in Aachen, Köln, Bochum, Düsseldorf, Krefeld und Essen mit insgesamt 50 Partnern gefördert.

Mit einem Volumen von rund 41 Mio. € bei rd. 20 Mio. € Förderung sind 200 Fahrzeuge (darunter PKW, E-Roller und Fahrräder, Nutzfahrzeuge, Hybridbusse und Abfallsammler) angeschafft und 500 Ladepunkte realisiert worden. In dieser Zeit wurden mehr als 1,1 Mio. Kilometer zurückgelegt.

In der derzeit laufenden Phase II (2012 bis 2015) sind elf Projekte mit einem Budget von 43 Mio. € bei 27 Mio. € Förderung gestartet. Schwerpunkte sind der gewerbliche Verkehr, kommunale Flotten, der Bereich ÖPNV, die Verknüpfung von Wohnen und Mobilität sowie die Zusammenarbeit in internationalen Kooperationen. Hierzu werden in den Projekten 450 zusätzliche Elektrofahrzeuge betrieben und weitere 400 Ladepunkte aufgebaut.

Die regionale Projektleitstelle arbeitet sehr eng mit den relevanten Akteuren im Land (z. B. EnergieAgentur.NRW, Elektromobilität.NRW) zusammen. Ihre Aufgabe ist es, als zentrale Anlaufstelle innerhalb der Modellregion zu dienen.

Die Projekte erhalten eine 50% - ige Förderung, wobei grundsätzlich auch eine wissenschaftliche Begleitung zu erfolgen hat. Bewährte und verbreitete Formen der Elektromobilität, deren Anwendungseignung bereits nachgewiesen ist (Stadtbahnen, Pedelecs) sind daher von der Förderung ausgenommen.

Herr Albrecht gab sodann einen Überblick über die einzelnen die Aktivitäten innerhalb des Projekts: 

Dabei stellte er zunächst fest, dass gerade in NRW nahezu ideale Rahmenbedingungen für die Erprobung und Anwendung bachhaltiger und ganzheitlicher Mobilitätskonzepte bietet:

In dem am dichtesten bevölkerten Flächenland sind die Verkehrsprobleme und Lösungsbedarfe ausgeprägter als in jeder anderen Region. Zudem verfügt das Land über zahlreiche relevante Forschungsstandorte, eine große Zulieferindustrie, sowie eine dichte Landschaft von kommunalen Energieerzeugern.

Gleichwohl wurde NRW bei der Bundesförderung von Demonstrationsvorhaben in den sog. „Schaufensterregionen“ nicht berücksichtigt.

Der Bund hat als Ziel ausgegeben, Deutschland insgesamt zum Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität zu entwickeln. Die Vorgabe 1 Mio. Elektrofahrzeuge bis 2020 bedeutet einen NRW- Anteil von 250.000 Fahrzeugen, wobei mittlerweile  nicht mehr nur reine Batteriefahrzeuge sondern auch andere Antriebsarten (Wasserstoff, Brennstoffzelle, Hybrid) in den Blick genommen werden. Die Voraussetzungen hierfür seien nunmehr günstig, weil allein die deutsche Anbieter ab dem laufenden Jahr 16 elektrische Serienfahrzeuge  auf den Markt bringen wollen.

 

Herr Albrecht geht allerdings davon aus, dass neben den Elektrofahrzeugen als 2. Säule auch verbrauchsoptimierte saubere Verbrennungsmotoren weiter entwickelt werden.

Im Rahmen des Masterplans Elektromobilität wurden drei Kompetenzzentren benannt:

Batterietechnik:  Münster

Fahrzeugtechnik: Aachen

Infrastruktur und Netze: Dortmund

Die RWTH  hat ein Fahrzeug „Street – Scooter“ entwickelt, welches auch in Produktion gehen und weniger als 10.000 € kosten soll. Ein modularer Aufbau ermöglicht unterschiedliche Einsatzarten vom reinen Pkw bis zum Lieferfahrzeug.

Für den ÖPNV – Bereich verwies Herr Albrecht auf die Flotte von mittlerweile 75 Hybridbussen im VRR, wobei alle aktuellen Hersteller und Techniken zum Einsatz kommen

Die Praxistauglichkeit der Hybridbusse ist mittlerweile nachgewiesen, die Verfügbarkeit liegt bei etwa 80% vergleichbar der bei konventionellen Fahrzeugen. Die erhoffte Kraftstoffersparnis lag jedoch mit 2 – 20% deutlich unter den Erwartungen, bei 4 Unternehmen wurden sogar Mehrverbräuche festgestellt. Allerdings sollen im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung  auch weitere Effekte, wie z.B. die Ursächlichkeit von Nebenverbrauchern (Klimaanlagen, Heizungen), Lärmminderung (Außengeräusche nachweislich bis zu 12 db(A)) und Schadstoffentwicklung betrachtet werden.

Daneben sind noch die beiden APTS – Phileas Brennstoffzellenbusse zu nennen. die seit 2011 im Raum Köln im Einsatz stehen.

Als mögliche Treiber für die Verbreitung von Elektrofahrzeugen sieht Herr Albrecht darüber hinaus eher gewerbliche Anbieter wie KEP – Dienste, Pflegedienste, kommunale Dienstfahrzeuge und Car – Sharing – Unternehmen. Besonders die Lieferdienste, die auch Erfahrungen in ausländischen Städten mit City – Maut und Zufahrtsbeschränkungen für nicht emissionsfreie Fahrzeuge haben, sind an dem Thema besonders interessiert. Angesichts des weiterhin hohen Anschaffungspreises besteht ein hoher Bedarf an innovativen Geschäftsmodellen.

Die Reichweitenproblematik bleibt weiterhin ausschlaggebend für eine größere Verbreitung von Elektrofahrzeugen.

So wurde im Rahmen des Projekts die Autobahn A1 zwischen Köln und Hamburg mit  Schnellladestationen im Abstand von 60 km ausgerüstet, um auch Langstreckenfahrten darzustellen. Bei einer Schnelladezeit von 20 – 30 Min verlängert sich die Fahrzeit gegenüber einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor um etwa eine Stunde.

Durch die Einführung der Lithium – Ionen – Technik, die bei gleicher Ladekapazität nur noch 20 – 25% des früheren Batteriegewichts erfordert, hält der Referent nunmehr eine breite Anwendbarkeit batterieelektrischer Fahrzeuge im Vergleich zu ähnlichen Forschungsprojekten aus den 80`er Jahren für gegeben. Allerdings seien derzeit keine größeren Leistungssteigerungen, wohl aber Preisreduzierungen zu erwarten, der Stückpreis pro Batterie der derzeit noch bei 10.000.-€ liegt, sollte künftig auf einem Niveau liegen, welches auch ein Privatkäufer bereit und in der Lage ist zu bezahlen, zumal ein Batteriewechsel spätestens nach 7 Jahren und damit innerhalb der gewöhnlichen Nutzungsdauer eines Pkw ansteht.

Unter dem Thema „Wohnen und Mobilität“ wird geprüft, inwieweit sich ein bereits durch den Projektträger geplantes E - Car – Sharing – Angebot auf die Nachfrage nach dem angebotenen Wohnraum und auf die Baukosten durch teilweisen Entfall von Stellplätzen auswirkt.

Eine wesentliche Aufgabe der Projektgruppe besteht auch in der Öffentlichkeitsarbeit. So wurde zuletzt ein Bürgerinformationstag in Oberhausen veranstaltet, regelmäßig werden Fachveranstaltungen und besondere Informationsveranstaltungen für Journalisten durchgeführt.

Abschließend stellte der Referent noch einige geförderte Projekte auf kommunaler Ebene vor.

In der anschließenden Diskussion wurde darauf hingewesen, dass die Fahrzeughersteller schon aus eigenem Interesse zur Vermeidung von künftigen EU – Strafzahlungen von sich aus ein größeres Augenmerk auf Elektrofahrzeuge richten müssten, so dass es einer staatlichen Förderung nicht unbedingt bedürfte. Auch der Förderungsausschluss von allen Fahrzeugen, die keiner KBA – Zulassung bedürfen, wurde kritisch gesehen

Die zum Vortrag gezeigten Präsentationsfolien insb. auch mit Einzelheiten zu den kommunalen Projekten finden Sie im Download-Bereich.

Weitere Links:

www.elektromobilitaet.nrw.de

 

www.energieagentur.nrw.de